Wartturm bei der Reinshagener (Reinhardeshagen) Kirche

Reinshagener Wachturm

Lage und Geodaten des Wachturmes:

Wachturm zwischen Offensen und Adelebsen - nahe dem Forsthaus.

N 51°34.354´
E 009°42.365´
Höhe 176 m ü. NN

In der Nähe des wüstgefallenen Ortes Reinhardeshagen ist noch ein Wachturm in baulich gutem Zustand zu sehen.

Dieser Wachturm gehörte zu einer Kette von Wachtürmen und diente zur Sicherung der zur Weser führenden Straße, die von dort nach Westen führte.

Der sich verengenden Weg führte über sumpfiges Gelände und war für Fuhrwerke wenig geeignet. - Quelle "Geschichte von Adelebsen und Lödingsen" Seite 45 -

Ein weiteres Fundament eines solche Wach- oder Wartturmes ist bei der Wüstung Dornhagen zu beobachten.

Der Schwülmetal-Wartturm

Reinshagener Wachturm

Graf Ludolf von Dassel

verkaufte 1270 das Geleit von Adelebsen über Uslar nach Höxter an den Herzog Albrecht von Braunschweig. Obwohl Herbst dieser Straße nur wenig Bedeutung beimißt, werden wir später sehen, daß ihre Sicherung zwischen Adelebsen und Offensen sehr stark war. Diese Landwehranlage besitzt noch den einzigen Wartturm in unserem Bezirk, wenn von ihm auch nur ein 10 Meter hoher Stummel dasteht. Man hat wohl allgemein diesen Wartturm der Burg Adelebsen zugeordnet. Aber die Befunde zeigen, daß er zum Uslarer System der Straßensicherungen gehört.

Merkwürdigerweise führen in diesen Wartturm zwei Türöffnungen, wovon die südliche einen flachen gotischen Spitzbogen zeigt, während der Türsturz der Nordseite durch einen teils erhaltenen, teils zerfallenen Steinverband problematisch ist. Der Turm mißt im Geviert 7 x 6 Meter. Die Mauern sind 1 Meter dick. In seinem Innenraum sieht man in 8 Meter Höhe in seinen Mauern Aussparungen für eine Balkenlage und 2 Meter darüber wieder eine, wonach der Turm abbricht. In der nördlichen Mauer sitzt in Höhe von etwa 9 Meter ein kleines viereckiges Fenster; in der südlichen sitzt es gleich unter der untersten Balkenlage. Merkwürdig ist nur, daß die Innenseite der Türöffnungen keine Anzeichen für eine Befestigung der Türen zeigen.

Für diesen Turm haben seine Planer eine strategisch hervorragende Stelle ausgesucht. Er steht da, wo das Schwülmetal am engsten ist und von Steilhängen begrenzt wird. Außerdem geht die Windung des Baches von der einen Talseite bis zur anderen. Hier sendet auch der Berg links der Schwülme einen natürlichen, flachen Querriegel von vielleicht 100 Meter Breite ins Schwülmetal hinein, auf dessen Adelebser Seite der Turm steht. Seine Basis liegt rund 2 Meter über der Schwülme, wobei der Querriegel an dieser Stelle bis zur Schwülme hinabfällt, deren linkes Ufer, auf dem der Turm errichtet wurde, einen Wall von etwa 50 Meter Länge aufweist. Anzeichen deuten darauf hin, daß der Turm in geringer Entfernung durch einen Graben gesichert wurde. Leider sind die Erhebungen hierbei sehr schwer, da ein über die Schwülme führender Wegdamm, ein in neuerer Zeit gleich nebenan entstandenes Gehöft und die hier erbaute Eisenbahnüberführung das Gelände erheblich gestört haben.

Trotz vorsichtigen Abwägens der Gegebenheiten kommt man zum Schluß, daß es sich hierbei um eine bedeutende Stauanlage handelt, welche die Heerstraße ziemlich schnell unter Wasser setzen konnte. Wir finden nämlich rund 50 Meter bachabwärts ein mächtiges Staumauerwerk, bei dem außerdem eine Anzahl behauener, großer Quadern umherliegt.

Diese sehr aufwendigen Staumauern stehen in keinem Verhältnis zu den drei Morgen Wiesen, die durch sie hätten bewässert werden können. Außerdem sind die Waldwiesen, die hier schmal sind, infolge ihrer Lage immer feucht. Diese Anlage stellte ein bedeutendes Hindernis dar. Man muß sich fragen: Weshalb hat man eine Harster Heerstraße angelegt, die gleichfalls Uslar mit Göttingen verbindet, wenn schon eine im Schwülmetal bestanden hat? Nun, der Harster Heerweg hat diese starke Schwülmetalsperre umgangen, da sie über die Höhe des Gebirgszuges führt.

Überhaupt gibt diese Sperre noch manches Rätsel auf. Ihr gegenüber auf der anderen Schwülmeseite steht die noch stattliche Ruine eines Kirchleins aus der Zeit der Gotik. Angeblich soll hier auch das Dorf Reinhardeshagen gestanden haben. Aber wovon haben diese Leute gelebt, da die steilen Hänge der Berge kein Ackerland abgaben? Oder sollte es sich hier um einige Häuser handeln, in denen die „Burgmannen" gewohnt haben, welche die Warte zu betreuen und zu besetzen hatten, wie das auch von der Kammerborner Warte berichtet wird? Auch hat Letzner beim Staudamm vor der Straße Winnefeld-Neuhaus von „Warteheusern" gesprochen, wovon noch eins zu sehen war. Wahrscheinlich verlief hier die Heerstraße rechts der Schwülme, weil sie dadurch das aus Süden kommende Nebenflüßchen, die Auschnippe, nicht zu überqueren brauchte.

Abschließendes

Reinshagener Wachturm

Wenn die beiden oben abgehandelten Flurnamen „Hainbüchenfeld" und „Windelbaum" tatsächlich Hinweise auf zwei Straßensicherungen wären, läge in dem von uns untersuchten Bezirk der Fall vor, daß die Gesamtheit der Uslar passierenden Heerstraßen von einem geschlossenen System von Sicherungsanlagen bewehrt war.

Es ist anzunehmen, daß die Planung dieses Landwehrsystems, das auf Uslar ausgerichtet war, von den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg ausgegangen ist.

Schon 1269 bis-1303, der Zeit des beginnenden Landwehrbaues, erwarben Albrecht I. und Albrecht II. von den Dasseler Grafen den Solling. Im Jahre 1288 besitzen die Welfen Schloß und Stadt Gieselwerder. Otto der Quade residierte oft in Uslar. Auch Otto II hielt sich oft in Uslar auf.

An der Großzügigkeit einer solchen Sicherungsplanung hatte Uslar keinen Anteil. Eine Stadt des Mittelalters war froh, wenn sie die eigene Mauer mit Toren und Türmen instand halten konnte. Außerdem mußten im Winter die zugefrorenen Stadtgräben enteist werden. Aber sicher mußten von Uslar aus durch hier abgestellte kleinere oder größere Streitkräfte die Sicherungsriegel im Ernstfall besetzt werden.

Daß Uslar im Mittelpunkt der dargestellten Landwehranlagen liegt, läßt m. E. erkennen, welche Bedeutung die damaligen welfischen Herzöge I ihrer Stadt Uslar beigemessen haben.

- Quelle Rock, Balzer 1967: Die Landwehranlagen im südlichen Solling.

Amt und Festung Uslar

Im Buch Amt und Festung Uslar wird auf der Seite 180 in einem Schriftstück von Herzog Wilhelm II d.Ä. vom 27.07.1471 evtl. die Landwehranlage erwähnt: Zitat: "Liebe Getreue! Man hat uns berichtet, daß ihr unsere Stadt und das Schloß Uslar mit Wachen innen und außen, Gräben, Knicken,und Landwehre nicht in so guten Zustand haltet, wie das jetzt zu tun nötig ist, nachdem der Waffenstillstand zwischen dem Bischof von Paderborn und uns im letzten Jakobitage abgelaufen ist."